Beispiel 3:               "Standard"-Fernwärme

Erklärung: Durch die Energiesparerfolge der letzten Jahre im Neubaubereich durch die Energieeinsparverordnung (EnEV) haben Einfamilienhäuser heute einen so niedrigen Wärmebedarf, dass die Versorgung einer Neubausiedlung durch eine zentrale Hackschnitzelanlage einen unverhältnismäßig hohen Aufwand bedeutet.
Durch den nicht unerheblichen Verlust der Fernleitungen, die rund um die Uhr auf hoher Temperatur gehalten werden müssen, kommen nur etwa 50 bis 60 Prozent der Wärmeenergie als Nutzenergie beim Abnehmer an.
Will eine Gemeinde Hackschnitzelanlagen fördern, damit einheimisches Abfallholz in der Region verwertet werden kann, dann ist es sinnvoll, große möglichst gemeindeeigene Gebäude mit Hackschnitzelanlagen auszustatten. Bei öffentlichen Gebäuden (Schulen, Krankenhäusern, Schwimmbädern, Turnhallen usw.) wird in der Regel mehr Energie auf engem Raum benötigt, die Verluste sind geringer, ein Hausmeister oder Verantwortlicher steht zur Kontrolle und Wartung zur Verfügung und auch die Entscheidung betrifft nicht viele "Zwangsbeglückte", sondern eben die Gemeinde, die damit ein Ziel verfolgt.

Beim Bau einer Fernwärmeversorgung mit zentraler Hackschnitzelanlage ergeben sich viele Probleme:

- es ist die aufwendigste und teuerste Lösung für alle Beteiligten, siehe "Vergleich Fernheizungssysteme"
- es müssen sehr hohe Beträge finanziert und wieder umgelegt werden
- es ist ein Anschlußzwang erforderlich
- damit sind zeitaufwendige und schwierige Verhandlungen notwendig
- es ist eine sehr langfristige Bindung, die nicht rückgängig gemacht werden kann
- ein ausreichend großes Neubaugebiet muss in kurzer Zeit entstehen
- zusätzliche Arbeit und Kosten für die Gemeinde
- Gerangel um Förderungen und Termindruck
- oftmals unvorhergesehene Kosten
- logistischer Aufwand für Verlegung der Fernwärmeleitungen (Straßensperrung usw.)
- Ablesen und regelmäßiger Austausch von Wärmemengenzählern
- jährliches Abrechnen und Durchsetzen von Preisanpassungen


Eine Gemeinde, die den Einsatz fossiler Energie minimieren will, sollte in größeren Gebäuden Hackschnitzelanlagen einbauen und bei Ausweisung von Neubausiedlungen die "Kalte Fernwärme" in Betracht ziehen.
Diese ist besonders interessant, wenn eine Biogasanlage oder ein Betrieb mit viel Abwärme in der Nähe ist.